Leider dürfen Bürgermeister keine Leserbriefe schreiben bzw. werden diese nicht veröffentlich. Deshalb greife ich diesen Leserbrief aus der heutigen Leonberger Kreiszeitung (10.06.2021) hier auf. Es ist schon erstaunlich, was manche Leute für Aussagen mit Klarnamen in der Presse tätigen.

1. Über die Grundfrage, ob der Staat und wenn ja, auf welchen Feldern der Staat sich wirtschaftlich betätigen sollte, kann man sich noch streiten. Energie gehört für mich allerdings zur Daseinsvorsorge und ist deshalb in staatlichen Händen vielleicht gar nicht so schlecht aufgehoben. Umgekehrt muss auf jeden Fall die Gegenfrage erlaubt sein: Überlässt man es „Privaten“, dann ist dieser „Private“ bei uns als Grundversorger hauptsächlich die EnBW. Die EnBW ist zu über 90% in staatlichem Besitz. Der Verweis auf die Privaten hinkt hier also ganz gewaltig.

2. Ja, wir handeln zunächst Energie. Stand auch genauso im Artikel – mit dem klaren Ziel, selbst dezentral (lokal) und ökologisch Energie zu erzeugen und zu verkaufen.

3. Unser Einsatz von Steuermitteln zur Gründung der EnWdS ist durch die Kooperation mit Calw dermaßen gering, dass ich mir die Aussage zutraue, dass hierfür nirgendwo anders im Haushalt Geld fehlt. Im Gegenteil: Mittel- bis langfristig wird die EnWdS Geld verdienen, das dann zu 51% im städtischen Haushalt landet.

4. Die gegründeten Unternehmen haben Organe, die diese überwachen. Natürlich ist das so – auch die EnWdS hat einen Aufsichtsrat, der die Geschäftsführung kontrolliert. Die Reaktion möchte ich erleben, wenn es keine Kontrolle gäbe! Anders als der Leserbrief vermuten lässt, wird außer einem Sitzungsgeld analog zu Gemeinderatssitzungen aber keinerlei Vergütung gewährt. So viel zur „fürstlichen Entlohnung“. Von einer breiten personellen Basis kann bei einer hauptamtlichen Festangestellten (Kundenverwaltung und -beratung), zwei Geschäftsführern, die das nebenher machen, und sieben ehrenamtlichen Aufsichtsräten wohl kaum gesprochen werden. Der Aufsichtsrat ist mit den beiden Bürgermeistern aus WdS und Calw besetzt, einem ENBW-Vertreter (da die ENBW an der ENCW beteiligt ist), einem Calwer Stadtrat und drei Stadträten aus WdS, nämlich aus den drei größten Gemeinderatsfraktionen. Inwiefern hier „Parteitreue“ eine Rolle spielt, erschließt sich wohl nur dem Verfasser (zumal ich bekanntlich parteilos bin).